Das Problem der Materie und der Weiblichkeit – Der Weg zurück zur wahren Ordnung
Die Zeit, in der wir leben, ist eine Zeit der Auflösung. Kirche, Kultur und Religion haben ihre Mitte verloren. Aus der Kraft des Glaubens wurde ein schwaches Gefühl, aus der Disziplin ein Spiel der Meinungen. Wo früher Ernst, Würde und Verantwortung standen, herrschen heute Beliebigkeit und Selbstbezug.
Meister Reding gründete das christliche Kloster Nigredo, um dem etwas entgegenzusetzen – nicht als Flucht vor der Welt, sondern als bewusste Rückkehr zu ihrer Grundlage: zu Ordnung, Geist und Verkörperung und zur Vollständigkeit.
Martialisch
Das Kloster Nigredo ist martialisch im eigentlichen Sinn: nicht gewaltsam, sondern geordnet, diszipliniert, wach. Er richtet sich besonders an Männer, die spüren, dass etwas in ihnen unvollendet geblieben ist – die Sehnsucht nach einem echten Weg, nach Haltung, nach Dienst und Verantwortung.
Denn der Mann, der sich selbst nicht mehr in Verantwortung erfährt, verliert seine Gestalt.
Er wird weich, unklar, getrieben. Das Kloster Nigredo will das Gegenteil: Er ruft den Mann zurück zu seiner Aufgabe, wieder Träger von Ordnung, Bewahrung und Wahrheit zu sein.
Die Verletzung und Entwertung des Weiblichen – und die Flucht in Abstraktion
Das Weibliche ist das Empfangende, das Nährende, das Verbindende. Doch der heutige Zeitgeist hat es entwertet – erst durch Unterdrückung, dann durch Überzeichnung.
Heute ist Weiblichkeit entweder zur Ideologie geworden oder zur Funktion.
Das Empfangende, das Bewahrende, das Gestaltgebende wurde verdrängt zugunsten eines Aktivismus, der die Tiefe verloren hat. Mütter dürfen keine Mütter mehr sein.
Auch die Kirche trägt Anteil daran. Sie hat das Weibliche über Jahrhunderte misstrauisch betrachtet, als Versuchung statt als Offenbarung. So wurde die Materie zur Gefahr erklärt, anstatt als Gefäss des Geistes erkannt zu werden. Doch ohne die Annahme der Materie bleibt der Geist körperlos, abstrakt, unfruchtbar.
In dieser Spaltung liegt das Grundübel unserer Zeit: Der Mensch hat die Einheit von Geist und Form, von Himmel und Erde, verloren. Er will verstehen, ohne zu empfangen – handeln, ohne zu hören – erschaffen, ohne zu dienen.
Flucht des Männlichen – Das geistige Ungleichgewicht
Wie Marie-Louise von Franz beschreibt, flüchtet das männliche Prinzip, wenn es das Weibliche in sich nicht anerkennt, häufig in den Intellekt und homoerotischen Handlungen. Anstatt die Tiefe des Gefühls, der Beziehung und der Hingabe zuzulassen, sucht der Mann Sicherheit im Denken, in Systemen, in geistigen Konstruktionen. Diese Flucht in die Abstraktion ist keine wahre Vergeistigung, sondern eine Abwehr der seelischen Wirklichkeit.
Von Franz nennt dies eine einseitige Vergeistigung des Mannes: Der Intellekt wird zum Ersatz für Beziehung, der Gedanke zum Schutzschild gegen das Empfinden. Der Mann redet über das Leben, statt es zu leben. Er idealisiert den Geist, um die Konfrontation mit dem Leib, der Seele, der Frau – und damit mit der eigenen Verletzlichkeit – zu vermeiden.
Doch diese Flucht ist keine Lösung, sondern eine Form der Verdrängung. Was nicht angenommen wird, drängt zurück – meist in unbewusste, übersteigerte oder widersprüchliche Ausdrucksformen, wie Homosexualität. So wird aus der Kraft des Geistes Überheblichkeit, aus der Suche nach Wahrheit ein Rückzug vor dem Leben.
Das Weibliche in sich zu integrieren heisst: zu fühlen, ohne sich zu verlieren; zu empfangen, ohne zu fliehen; zu lieben, ohne zu besitzen. Das ist die wahre Reife des Mannes.
Parzival – Der Weg des unvollendeten Mannes
Parzival ist das Urbild dieses Konflikts. Er sucht den Gral, doch er scheitert, weil er nicht fragt. Er will siegen, will erkennen, aber er fragt nicht nach dem Leid des Anderen. Er bleibt blind für das Mysterium, das sich nur dem Demütigen offenbart.
Erst als er durch Irrtum, Scham und Schweigen geht, reift er. Er erkennt, dass Wissen ohne Mitgefühl leer bleibt. So wird er nicht durch Kampf, sondern durch Einsicht zum wahren Ritter.
Parzival steht für den modernen Mann: mutig, suchend, aber abgeschnitten vom inneren Weiblichen. Er muss durch das Dunkel – durch die Nigredo – gehen, um das Herz zu finden.
Denn erst wer die Seele ehrt, kann den Geist begreifen.
Der martialische Weg – Ordnung durch Disziplin
Das Kloster Nigredo ist kein Ort der Schwäche, sondern der Formung. Hier wird der Glaube wieder Leib. Arbeit, Gebet, Schweigen und Keuschheit sind die vier Säulen der Wiederherstellung.
Das Kloster ist martialisch, weil er Klarheit verlangt. Jeder Bruder ist für sein Werk verantwortlich. Frömmigkeit ist hier keine Flucht, sondern ein täglicher Kampf gegen Trägheit, Eitelkeit und Selbstmitleid.
Keuschheit ist kein moralisches Verbot, sondern die Beherrschung der eigenen Energie. Der Mann, der seine Kraft bewahrt, trägt sie nicht in Zersplitterung, sondern in Sammlung.
Er richtet sie nach oben – auf das Werk, auf Gott, auf Dienst und Schutz.
So wird Keuschheit zu einer inneren Stärke, die Geist und Leib in Einklang bringt. Sexualität hat wieder einen Wert, weil es ein besonderer Ort hat sich auszuleben. Im Ehebett.
Zurück zum Vater
„Wir müssen wieder zurück zum Vater“, sagt Meister Reding. Aber dieser Weg führt nicht durch Verachtung des Weiblichen, sondern durch seine Wiederherstellung. Nur wer die Mutter ehrt, kann den Vater erkennen.
Der Vater steht für Ordnung, Geist, Richtung. Die Mutter steht für Gestalt, Leben. Der Mann, der beides in sich vereint, trägt den Himmel in sich.
Ohne das Weibliche wird das Männliche hart. Ohne das Männliche wird das Weibliche ziellos.
Nur ihre Vereinigung bringt Ganzheit – in der Welt, in der Kirche, im Menschen.
Die Verantwortung des Mannes
Im Kloster Nigredo liegt die Verantwortung klar beim Mann. Nicht als Herrschaft, sondern als Dienst. Er trägt die Ordnung, damit das Weibliche geschützt erblühen kann. Er schafft Raum, in dem Leben wachsen darf.
Wenn der Mann versagt, zerfällt die Familie. Wenn die Familie zerfällt, stirbt die Kultur.
Darum beginnt die Erneuerung bei ihm – in der Stille, in der Arbeit, im Gebet. Nicht in Worten, sondern im Tun.
Der martialische Geist des Kloster Nigredo ruft die Männer dieser Zeit zurück:
- zu Frömmigkeit statt Bequemlichkeit,
- zu Keuschheit statt Zerstreuung,
- zu Verantwortung statt Selbstsuche.
Denn die Welt braucht keine weichgespülte Religion, sondern Männer, die wieder stehen können – fest in der Materie, verwurzelt in der Seele, gerichtet auf den Geist und wahrer Liebe, die göttliche Liebe, die Agappe.
Nur durch sie kann sich das Heilige wieder verkörpern. Nur durch ihre Wandlung entsteht das neue Gleichgewicht von Weiblichem und Männlichem – die Wiedergeburt des lebendigen Glaubens, aus der Schwärze der Nigredo, hinein ins Licht.